Zeitungsartikel aus der WB vom 16.10.2018

https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Guetersloh/Schloss-Holte-Stukenbrock/3515489-Tag-der-offenen-Wohnwagentuer-Classic-Camping-Freunde-brauchen-keinen-Luxus-Das-pure-Vergnuegen


 Tag der offenen Wohnwagentür: Classic-Camping-Freunde brauchen keinen Luxus

Das pure Vergnügen

  Brigitte Geiser aus Düsseldorf mit einem Dübener Ei aus der DDR, Baujahr 1989, bis zum Schluss unverändert gebaut. Foto: Monika Schönfeld
Brigitte Geiser aus Düsseldorf mit einem Dübener Ei aus der DDR, Baujahr 1989, bis zum Schluss unverändert gebaut. Foto: Monika Schönfeld

 

 

 

Von Monika Schönfeld

 

Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Das wahre Campen ist das Leben in der Natur. »Einfach draußen sein, das entschleunigt«, sagen Stefan Katzer (38) und Jessica Drewes (30) aus Braunschweig. Sie sind mit einem 1963-er Detleffs Beduin zum Treffen der Classic-Camping-Freunde auf den Campingplatz Am Furlbach gekommen mit 30 weiteren Familien mit Wohnwagen.

 

Classic-Camping-Club in Schloß Holte-Stukenbrock

 

 

 

 

 Mo., 15.10.2018 Foto: Monika Schönfeld
Mo., 15.10.2018 Foto: Monika Schönfeld

Classic Camping ist der Gegenpol zum Glamour-Camping. »Wir haben alles aufgebaut in der Zeit, in der der Nachbar auf dem Campingplatz noch seine Satellitenschüssel justiert«, sagt Jessica Drewes. Das Paar achtet ein bisschen darauf, auch Utensilien aus der Zeit zu benutzen, damit alles stilecht ist. »Manches ist aber nicht mehr praktikabel. Mancher Tisch wird eben durch eine Tischdecke schön. Es muss nur in sich stimmig sein und die Zeit repräsentieren.«

 

 

Wohnwagen für die Käferklasse

 

Thomas Bertram aus Kiel ist der Vorsitzende der Classic-Camping-Freunde , die 170 Mitglieder zählen. Bei allen Wohnwagen handelt sich um die aus der »Käferklasse«. »Der VW Käfer war in den 60er- Jahren das meistverkaufte Auto. Es hatte nicht viele PS. Wenn man mit dem Käfer einen Wohnwagen ziehen wollte, musste der klein und leicht sein.«

 

Von der Sorte gab es am Wochenende die schönsten Exemplare zu sehen. Brigitte Geiser aus Düsseldorf ist mit einem Dübener Ei angereist. »Ich fahre seit 1989 gerne Trabant, das DRR-Auto konnte man günstig kaufen, einen Trabi habe ich mal geschenkt bekommen. Dazu muss man natürlich einen stilechten Wohnwagen haben.« Das Dübener Ei, offiziell Würdig 301, sei bis 1989 unverändert gebaut worden. »Was man nicht hat, findet man interessant.« Zugmaschine am Wochenende ist ein VW Lupo. Die Autowerkstatt habe schon ein bisschen komisch geguckt, als sie eine Anhängerkupplung habe anbauen lassen.

 

 

Bloß kein Glamour

 

Uli und Claudia Klee aus Iserlohn haben mit einem alten Ford Mustang ihr »Entree« in die Oldtimerei gefunden. Der Eriba Pan aus dem Jahr 1974 wird an diesem Wochenende von einem Heckflossen-Mercedes 200, Baujahr 1967, gezogen. »Damit fahren wir mehrmals im Jahr in Urlaub«, sagen die beiden.

 

Herbert Brune aus Enniger im Kreis Warendorf hat einen Suleica-Wohnwagen aus dem Jahr 1965 in Top-Zustand aus erster Hand gekauft. »Ich habe überhaupt nichts daran machen müssen«, sagt er. Die Gäste der »offenen Wohnwagentür« sind vor allem fasziniert von der Rialto-Tapete aus Kunststoff, die an die Ausstattung der Eisdielen aus dieser Zeit erinnert. »Ich habe auch noch ein top erhaltenes Vorzelt dazu. Aber das brauche ich an diesem Wochenende gar nicht.«

 

Etwas aus dem Rahmen fallen Bernd und Hedi Peters, die einen Camping-Aufbau auf einem 1986-er-Pickup Peugeot 504 haben. »Das ist nur Ladung. Der Aufbau wird festgezurrt.« Das Paar aus dem Kreis Kleve hat einen unverrückbaren Standpunkt: »Alles Moderne ist nicht unser Ding. Bei den neuen Wohnwagen und Reisemobilen hat man den Eindruck, dass die Designer noch nie campen waren.« Die beiden machen am liebsten autark Urlaub. Dafür brauchen sie noch nicht mal den Komfort eines Campingplatzes.